Diesel-Fahrzeuge verlieren nach Verbot rasant an Wert

Diesel Auto Fahrverbot
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Was Besitzer von Dieselautos befürchtet haben, könnte jetzt nach Expertenmeinung auch eintreten. Alte Dieselmodelle könnten rasant an Wert verlieren.
Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts befinden sich die Preise für Diesel-Autos weiter in einer Abwärtsspirale. In vielen Städten kündigen Verwaltungen außerdem bereits erste Schritte zur Umsetzung des Verbots an.

Fahrverbot sorgt für Schock bei Diesel-Besitzern

Für rund 15 Millionen Besitzer von Dieselfahrzeugen hatte das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts eine Schockwirkung. Es wurde entschieden, dass Städte und Gemeinden ab sofort selbstständig Diesel-Fahrverbote verhängen können. Zuvor hatte die Deutsche Umwelthilfe die Städte Düsseldorf und Stuttgart angeklagt, die sich trotz einer deutlichen Überschreitung der Grenzwerte weigerten, Fahrverbote zu erlassen. Nun sind sie verpflichtet, die Maßnahmen ernsthaft zu prüfen. In ihrem Urteil warben die Richter dafür, die Verbote schrittweise durchzusetzen, damit die Betroffenen Zeit haben, sich mit den Änderungen zu arrangieren. Ein Stichtag ist für September 2019 vorgesehen.

Städte kündigen konkrete Schritte an

Nur wenige Tage nach Bekanntmachung des Urteils kündigten bereits einige Städte konkrete Schritte zur Umsetzung des Fahrverbots an. So soll es beispielsweise in Hamburg ab April Bereiche geben, die für ältere Dieselautos gesperrt werden. Man könne die Schilder schon heute bestellen und innerhalb weniger Wochen aufstellen, so Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) am Donnerstag.
Beobachtet wird diese Entwicklung vor allem von deutschen Dieselbesitzern und Autohändlern mit Sorge. Denn je mehr Städte Fahrverbote erlassen, desto stärker sinken auch die Preise. Im Vergleich mit Benzinern haben Händler schon jetzt deutlich größere Schwierigkeiten, ein Dieselfahrzug zu verkaufen. Berechnungen der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) zufolge steht ein Benziner derzeit 89 Tage beim Händler, bis er verkauft wird. Bei Dieselfahrzeugen sind es rund 102 Tage, also etwa 15 Prozent mehr.

Händler und Dieselfahrer beunruhigt

Wie Ansgar Klein, Geschäftsführender Vorstand beim Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK) erklärte, ist das Urteil für Millionen von Autofahrern und Händlern grundsätzlich unerfreulich. Es sorge allerdings auch in vielen Punkten für Klarheit und beende eine Phase der Verunsicherung. Die freien Kfz-Händler weisen unterdes darauf hin, dass sich der Markt für gebrauchte Dieselfahrzeuge bereits seit Bekanntwerden des Abgasskandals im September 2015 in einer Abwärtsspirale befinde. Unter diesen Umständen sei zu hoffen, dass die schlimmsten Wertverluste bereits eingetreten seien.
Auch die Analysten des Online-Portals Autoscout24 beobachten einen Wertverfall beim Diesel. Während ein dieselbetriebenes Fahrzeug im Oktober 2015 noch für rund 20.710 Euro einen neuen Besitzer fand, waren es im Januar dieses Jahres nur noch etwa 19.800 Euro, also rund vier Prozent weniger.
Vizegeschäftsfrüher und Datenexperte bei Autoscout24 Sebastian Lorenz geht davon aus, dass mit einem Anhalten des negativen Trends zu rechnen ist. Zwar heiße das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts nicht, dass auch automatisch Fahrverbote kommen werden, doch sei der Druck in der Branche massiv gestiegen. Ähnlich bewertet man die Lage bei Eurotax-Schwacke. Die Analysten haben für den Zeitraum August 2017 bis Februar 2018 einen Restwertverfall für dieselbetriebene Fahrzeuge von durchschnittlich 2,7 Prozent gemessen.