Im Jahr 2015 deckte das International Council on Clean Transportation (ICCT) den VW-Dieselskandal auf. Mit einer aktuellen Studie verleiht das Institut nun Forderungen von Volkswagen-Chef Matthias Müller nach einer kritischen Hinterfragung der Diesel-Subventionen Nachdruck.
Wie die Untersuchung des ICCT zeigte, bieten Dieselmotoren in Pkw keine nennenswerten Vorteile mehr und sind außerdem wesentlich teuer als Benzin- oder Hybridantriebe. Als Beispiel wurde der aktuelle VW Golf genannt, dessen Diesel-Ausführung bei gleicher Motorleistung mehr Kohlendioxid ausstößt und sogar um mehr als 3.000 Euro teurer ist als herkömmliche Benziner.
Weiter schreibt ICCT-Europadirektor Peter Mock in einem vierseitigen Papier: „Aus technischer Perspektive erscheint es nicht mehr zeitgemäß, dem Diesel ein Steuerprivileg und ein Verschmutzungsprivileg einzuräumen.“ Mock wies darauf hin, dass die Energiesteuer für Dieselkraftstoff 30 Prozent unter dem Satz für Benzin und die Euro-6-Schadstoffgrenzwerte bei Diesel-Pkws knapp 30 Prozent höher lägen als bei Benziner-Pkw. Würde man die Steuersätze wie beispielsweise in Frankreich angleichen, könnte der Bundeshaushalt Mehreinnahmen in Höhe von etwa 7 Milliarden Euro verzeichnen, so Mock.
Rückgang der Dieselfahrzeuge prognostiziert
Das ICCT rechnet für das Jahr 2025 mit einem Diesel-Anteil von 15 Prozent. Der Hauptgrund dafür, dass der Großteil der Fahrzeugkäufer sich in den vergangenen Jahren für einen Diesel entschieden hat, liegt laut Mock in der um knapp ein Drittel geringeren Energiesteuer. Deshalb unterstütze das ICCT den Plan von VW-Vorstandschef Matthias Müller, die niedrigeren Steuern für Dieselkraftfahrzeuge zu überdenken und das Geld dafür anderweitig in die Weiterentwicklung umweltschonender Antriebstechniken zu investieren. Eine gute Möglichkeit seien dabei Investitionen in die Elektromobilität, so Müller.
Die Bundesregierung zeigte sich bisher distanziert. Auch andere Autobauer haben sich noch nicht geäußert. Dabei gehen andere europäische Länder schon seit Längerem in diese Richtung. So wird es in Frankreich ab 2021 gleiche Steuersätze für Benzin und Diesel geben. In Großbritannien ist dies bereits heute so. Und in der Schweiz wird Diesel höher besteuert als Benzin.
ICCT plädiert für kritisches Hinterfragen der Diesel-Subventionen
Das ICCT rechnet nicht damit, dass sich der Rückgang des Dieselanteils negativ auf die Erreichbarkeit der Klimaschutzziele auswirken wird. Auf europäischer Ebene rechnet das Institut mit einem Rückgang des Dieselanteils bis 2016 auf 50 Prozent, bis 2025 auf 15 Prozent. Damit ist ein Kohlendioxid-Zielwert von 70 Gramm je Kilometer für die Neuwagen von 2025 weiterhin erreichbar, so Mock. Die Forscher empfehlen in diesem Zusammenhang, die derzeitigen Subventionen für Dieselkraftstoffe kritisch zu hinterfragen und eine Angleichung der Steuersätze in Erwägung zu ziehen.